Ziele der „Experimentierfläche Kiebitzwiese“

Ziele der „Experimentierfläche Kiebitzwiese“

Idee des Projekts
Kann man eine über Jahrzehnte intensiv mit Düngemitteln und Pestiziden behandelte Fläche in kurzem Zeitraum in eine ökologisch wertvolle Wiese verwandeln? Wenn das ginge, dann wäre es eine tolle Sache, denn intensiv genutzte Flächen gibt es sehr viele und viel Bauern sind sogar motiviert, etwas für die Natur zu tun, aber oftmals scheitert es auch daran, dass sie nicht genau wissen, was. Wenn wir uns zum Ziel setzen, dass die Wiese sich sogar für den Kiebitz eigenen soll, der ja noch nicht allzu lange aus unserer Umgebung verschwunden ist, dann hätten wir auf dem Weg dahin auch vielen anderen Tieren und Pflanzen einen hochwertigen Lebensraum gegeben.

Das waren unsere Überlegungen und unsere Motivation, das Projekt „Kiebitzwiese“ zu nennen und das Experiment zu wagen. Erst mal anzufangen und zu schauen, wie sich die Fläche entwickelt und was für Tiere und Pflanzen wir finden – um dann auf Besonderheiten zu reagieren und die Entwicklung der Wiese nach jeweiligen Gegebenheiten zu steuern und gegebenenfalls auch die Zielsetzung zu verändern und anzupassen.

In die Entwicklung und Beobachtung auch Kinder mit einzubeziehen und ihnen zu zeigen, welche Bedeutung eine solche Fläche für den Naturschutz haben kann, war hauptsächlich das Anliegen der Leobande. Als Beispiel dafür, wie einfach es ist, auch als einzelne Person oder kleine Gruppe etwas Gutes für unsere Natur bewirken zu können. Damit sie zukünftig vielleicht auch selber den Mut für solche Initiativen haben und natürlich auch, damit die Kinder eine besonders enge Bindung und Liebe zur Natur entwickeln, deren Stellenwert kennen und lernen, sorgsam mit ihrer Umwelt umzugehen. 

Auch wichtig war uns, ein solches Projekt in Zusammenarbeit mit einem Landwirt zu machen, denn wir wollen unbedingt „Naturschutz mit den Menschen“ realisieren, nicht gegen deren Willen.

Start des Projekts
Da Kiebitze das i-Tüpfelchen für unser Experiment sein sollen, und Feuchtwiesen ohnehin förderungswürdig sind, haben wir uns nach einer Fläche umgesehen, auf der lange Zeit große Pfützen stehen, wenn es viel regnet – denn so etwas lieben Kiebitze. Solche Flächen befinden sich in unserer Gemeinde besonders unterhalb der Gestadekante im Tiefgetade. Dort befand sich in OT Leopoldshafen ein Maisacker, den der Landwirt Jochen Bolz von der Gemeinde gepachtet hat. Da Tatjana ihn kennt und fand, mit ihm können man sicher recht gut über so ein Vorhaben sprechen, haben wir das gemacht, und sind glücklicherweise auf offene Ohren gestoßen, denn unsere Landwirte sind sehr interessiert daran, etwas für die Natur zu tun. So bekamen wir bis auf weiteres nicht nur diese 8000 qm große Fläche zur Verfügung gestellt (das fanden wir schon mal eine riesige Fläche mit viel Potential), sondern auch noch Jochens Zusage, uns bei der Pflege und Anlage der Wiese zu unterstützen.

Praktische Umsetzung
Zunächst hingen wir dann ein bisschen an der Zusammensetzung des Saatgutes fest. Wir haben besonders Pflanzen bevorzugt, die nicht allzu hoch wachsen, und den Kiebitz unterstützen. Darüber hinaus haben wir auch Pflanzen ausgewählt, die Wildvögeln, Feldhasen und Insekten als Nahrung dienen. Bei der Zusammenstellung des Saatgutes, damit es nur Pflanzen enthält, die im Tiefgestade unserer Rheinebene heimisch sind, hat uns die Firma Rieger-Hofmann beraten, bei der wir das Saatgut dann auch gekauft haben. Sobald wir das Saatgut hatten, haben wir es unserem Landwirt gegeben, der den Acker dann vorbereitet und das Saatgut ausgebracht hat. Dabei kam es ein bisschen zu ungewollten Verzögerungen, denn die Fläche war durch häufigen Regen im Frühling recht lange mit den schweren Maschinen nicht befahrbar. Als dies dann möglich war, haben wir nochmal Rücksprache mit der Firma Rieger-Hofmann gehalten, ob es besser ist, das Saatgut jetzt noch auszubringen oder ob wir bis zum Frühling waren sollen. Für das Saatgut sollte es demnach kein Problem, sogar eher ein Vorteil sein, wenn die Temperaturen schon etwas höher sind. Also haben wir im Sommer 2023 die Kiebitzwiese gesät.


Erst Beobachtungen
Zunächst durchlebte unsere Fläche zwei merkwürdige Entwicklungen: 

  • Während der Feucht-Phase vor dem Pflügen war die vorherrschenden Pflanzen auf der Fläche Schilf, verschiedene Disteln und vor allem 4 Arten Hirse – was uns sehr erstaunte. War das noch Hirse aus früherer Zeit (bevor Mais und Kartoffeln die Äcker eroberten, wurde in unserer Gegend vor allem Hirse angebaut) oder doch nur eine Verunreinigung im Mais-Saatgut?
  • Nach dem Pflügen wuchs plötzlich ein Feld voll mit Amaranth (Fuchsschwanz-Gewächse). Das war zwar auch sehr besonders, aber nicht unbedingt das, was wir wollten. Um zu unterstützen, dass sich die gesäten Pflanzen entwickeln konnten, haben wir uns zusammen mit Jochen für einen Schröpfschnitt des Amaranths entschieden. Ab diesem Zeitpunkt hat sich dann erstmals eine artenreiche Wiese entwickelt, wie sie bis heute dort besteht. Das Vorkommen der Pflanzen und Tiere haben wir seither so gut wie möglich dokumentiert und auch erfasst, ob es sich bei den Pflanzen um Pflanzen handelt, die auch im Saatgut enthalten waren, oder um solche, die von alleine gekommen sind. Bei der Erfassung der vorkommenden Flora und Fauna freuen wir uns natürlich zu jeder Zeit auf Unterstützung!
  • Die Dokumentation der bisher nachgewiesen Arten wird im kommenden Winter erstmals übersichtlich zusammengestellt.
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Damit auch Außenstehende merken, dass auch wir nicht sicher sind, dass sich Kiebitze tatsächlich auf dieser Fläche ansiedeln werden, (sondern das nur das i-Tüpfelchen wäre) und dass das auch nicht unsere oberste Priorität bei dem Projekt ist, haben wir uns im Oktober 2025 entschieden, das Projekt ab sofort „Experimentierfläche Kiebitzwiese“ zu nennen.